Eine der kontroversesten Diskussionen bei der Kindererziehung ist das Thema „Soll ich mein Baby schreien lassen?“ Die schon vor 30 Jahren genutzte Methode des „Schreien lassen“ wurde lange Zeit (zurecht) als grausam und unverantwortlich betitelt.
Jedoch ist sie jüngst wieder durch das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ zur Sprache gekommen.
Das „Ferbern“ wird das von Dr. Richard Ferber entwickelte Schlafprogramm genannt. Dabei geht es darum, das Baby kontrolliert schreien zu lassen, damit es lernt, dass in der Nacht keine Eltern zur Beruhigung herbeieilen. Dieses Prinzip funktioniert, da das Baby irgendwann traurig und erschöpft nachgeben wird, wenn es merkt, dass seine Eltern ihn nicht trösten werden. Dass das gravierende Folgen hat, davor warnen Psychotherapeuten, Psychologen und Ärzte.
Wer gerade akut unter Schlafmangel leidet, dem kann ich das Buch Besucherritze empfehlen*. Humorvoll, mit vielen Denkanstößen!
Viele Eltern fühlen sich nach langen, schlaflosen Nächten hilflos ihrem Baby ausgesetzt und denken dass das Baby sie ärgern oder gar manipulieren möchten. Sie haben regelrecht das Gefühl, dass das Baby sie vollkommen im Griff hat und es sie erzieht, anstatt andersherum. Wenn sie dann auch noch verwunderte Kommentare ihrer Umwelt hören „Wie euer Baby schläft noch nicht durch?“ löst dies noch mehr Unzufriedenheit aus. Am liebsten würden sie manchmal ihr Baby schreien lassen.
Warum Du das aber auf keinen Fall machen solltest, verrate ich dir gleich…
Die Wahrheit sieht jedoch vollkommen anders aus. Wenn ein Baby schreit, will es den Eltern irgendetwas sagen. Es hat entweder Hunger, ihm ist kalt, die Windel ist voll, ihm ist langweilig oder es fühlt sich allein. Nachts wacht ein Baby mehrmals auf, um seine Sicherheit zu prüfen. Denn es fühlt sich in der großen weiten Welt wehrlos und ungeschützt, es fühlt Todesangst.
Diese Angst ist in jedem Menschen tief verankert und kommt noch aus der Zeit, in der Eltern ihre Babys vor schrecklichen Gefahren, wie wilden Tieren schützen mussten. Auch Erwachsene prüfen nachts immer wieder ihre Sicherheit, vergessen aber die Aufwachphasen und schlafen sofort wieder ein.
Das 1. Jahr des Babys ist das prägenste, quasi der Fingerabdruck auf emotionaler Ebene. In diesem Jahr entsteht die Bindungsfähigkeit, also wie der Mensch in späteren Beziehungen seine Emotionen zeigen kann. Auch wird hier festgelegt, wie selbstbewusst das Baby ist. Denn aus dem Urvertrauen entsteht das Selbstvertrauen. Wenn es Risse im Urvertrauen bekommt, spiegelt sich dies auch auf das zentrale Nervensystem wieder.
Denn Schreien lassen bedeutet auch, dass das Baby einem hohem Stressfaktor ausgesetzt ist. Können die Stresshormone nicht abgebaut werden, hat dies erhebliche Folgen. Es wird später eher ängstlich und unentspannt sein und leichter erregbar. Außerdem zeigten Studien, dass Babys, die man lange schreien ließ, ein schlechteres Immunsystem haben und öfter krank werden. Auch können Lernprobleme, Schlafprobleme bis hin zu Depressionen die Folgen sein.
Schreit dein Kind, solltest du es ihm sofort klar machen, dass es nicht allein ist. Durch Berührungen wird Oxytocin im Gehirn freigesetzt. Dadurch sinkt der Spiegel der Stresshormone. Oftmals bewirken schon kleine Berührungen, wie eine Hand auf dem Bauch oder Händchen halten, wahre Wunder. Andere Babys lassen sich nur auf dem Arm beruhigen. Du solltest dein Baby aber auf keinen Fall schreien lassen.
Außerdem schlafen viele Babys bei schaukelnden Bewegungen viel leichter ein. Denn schon im Mutterleib wurde das Baby ja ständig hin und her bewegt. Vielleicht ist dir auch schon mal aufgefallen, dass dein Baby nachts viel aktiver war. Immer wenn du dich zur Ruhe legen wolltest, fing dein Baby sicherlich viel mehr zu strampeln an und hat dich nachts wachgehalten.
In der Baby Hängematte ist dein Baby so eng umschlungen wie im Mutterleib und kann durch die sanften schaukelnden Bewegungen leichter in den Schlaf finden.
Ebenfalls sind abendliche Rituale wichtig, um dem Baby zu zeigen, dass es nun schlafen darf. Dies können z. B. Bücher sein, die man sich vor dem Einschlafen gemeinsam anschaut und monotone Gute-Nacht Lieder. Wenn dies jeden Tag passiert, weiß das Baby, dass es nun ins Bettchen geht und weiß was zu tun ist.
Es ist absolut normal, dass Babys noch nicht durchschlafen. Wie viel Schlaf Babys überhaupt brauchen, kannst du hier nachlesen. Leider wird in unserer westlich geprägten leistungsorientierten Welt schon von 1-jährigen Babys erwartet, endlich durchzuschlafen. Interessanterweise schlafen Babys in anderen Ländern (z. B. in den südlichen Ländern) viel länger im Elternbett bzw. gleichen Raum wie die Eltern – bis zu 5 Jahren.
Wichtig ist, dass du deinem Kind immer zeigst, dass du für ihn da bist und auf dich zählen kann. Wie du dein Baby am besten beruhigen kannst, wirst du ganz schnell selber herausfinden und ist so individuell, wie der Zeitraum, wann es endlich durch schläft. Wenn du geduldig und fürsorglich mit deinem Baby umgehst, heißt das nicht, dass du es verwöhnst. Dein Mutter/Vaterherz zeigt dir schon ganz genau, was sich richtig und falsch anfühlt.
Wenn man wirklich auf dein Gefühl hört, mögen wohl die wenigsten Eltern das Baby schreien lassen, oder?
Wie stehst du zu dem Thema? Kannst du dein Baby schreien lassen?
3 Kommentare
Toller Beitrag!
Sehe ich genau so! Unser LEBEN (Sohn) ist 1 1/2 Jahr alt und schläft bei uns mit im Bett. Wir finden es sehr schön nachts aufzuwachen und ihn zu sehen und zu küssen um dann anschließend wieder weiter zu schlafen.
Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass die ganze Familie da ist, sogar wenn man schläft… so wie Rudeltiere alle schlafen zusammen. Denn nur das gibt Sicherheit! (Wir sind ja auch bekanntlich Rudeltiere).
Was ich eigentlich sagen will, wenn ich mich so entspannt, glücklich und sicher fühle, wie muss sich dann mein LEBEN (mein Sohn) fühlen? Bestimmt fühlt er noch viel mehr schönes.
Ich habe mal gelesen, wenn man glücklich schläft, dann wird man ein Glückliches Leben haben! Genau daran glaube ich.
Zu uns haben auch alle gesagt… „er wickelt euch um den finger“, „das werdet ihr später bereuen“, „das Kind/Baby muss lernen selbstständig zu sein“ und und und…. das ich auch bis vor ein paar Wochen gestillt habe, fanden die meisten nicht toll…
Ich Liebe unser Leben mit unserem LEBEN ich genieße jede Sekunde und bin auch dankbar für jede Sekunde.
Ich wollte es nur mal loswerden… jeder sollte selber wissen wie sie oder er als Mutter oder Vater handelt… aber ich finde Babys sollten glücklich sein und nicht weinen oder schreien erst recht nicht vor dem schlafen gehen.
Lg die Benny
Ich hab 2 Kinder. Die Große ist 5, die kleine 6 Wochen. Wie oft ich mir bei meiner großen Tochter anhören musste, dass ich sie schreien lassen soll und nicht immer gleich springen soll wenn sie sich meldet…. Ich habe es so sehr gehasst mich immer wieder rechtfertigen zu müssen… Aber zum Glück habe ich auf meinen Bauch und nicht auf die vielen unwichtigen Stimmen gehört. Für mich war es undenkbar dieses hilflose kleine Wesen einfach brüllen zu lassen. Wie würden wir uns fühlen… vollkommen abhängig von anderen einfach allein gelassen werden. Keiner würde das wollen…. aber einem Baby tut man sowas an. Für mich und für meinen Mann nicht nachvollziehbar.
Furchtbar das man sich dafür rechtfertigen muss wenn Eltern “ nur “ den hilfebedürftigen kleinen Wesen nicht schreien lassen.
„Früher haben wir das auch so gemacht“ oder “ die müssen das lernen“.
Bullshit, Gott sei Dank gibt es genug wissenschaftlich belegte Studien darüber was die Resultate daraus sind.
Die armen kleinen Babys wissen es doch gar nicht besser.
Sie brauchen Hilfe und zwar von ihren vertrauten Personen. Die Eltern die das noch so praktizieren sollten sich bitte mal über die Ausmaße informieren.
Man, das ist ein Thema da werd ich richtig wütend und verteidige die kleinen Zwerge.
Bin selbst Mutter von 2 Kindern ( 9 Jahre und 13 Monate).
Das Thema sollte viel öfter an die Öffentlichkeit.
Nicht ohne Grund gibt es immer mehr psychische Störungen/ Angststörungen etc.
Gruß Grit